„Inneres Wachstum und Solidarität in herausfordernden Zeiten“, so das Thema beim diesjährigen Führungskräftetreffen der St. Dominikus Stiftung Speyer.
Neben der Begegnung und dem Austausch der Führungskräfte der sieben Schulen, zwei Jugendhilfe-Einrichtungen, dem Hospiz und dem St. Marien- und Annastiftskrankenhaus der Stiftung steht jedes Mal ein Thema im Mittelpunkt des Treffens. Dieses Mal ging es – passend zur Pandemie – um die Bewältigung von Krisen und inneres Wachstum. Organisiert wurde die Veranstaltung wieder von dem Zentrum für Ignatianische Pädagogik – das seit Jahren schon die Einrichtungen der Gemeinnützigen St. Dominikus Schulen GmbH und der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe GmbH auf diesem Weg begleitet. Moderatorin Birgit Meid-Kappner, Leiterin des Zentrums für Ethik, Führung und Organisationsentwicklung im Gesundheitswesen (ZEFOG), hatte dafür den Diplom-Psychologen Markus Schmitt vom Eichenberg Institut in Koblenz als Referenten gewinnen können.
Schwester Gertrud Dahl OP, Vorstandsvorsitzende der St. Dominikus-Stiftung Speyer, begrüßte die Teilnehmenden und dankte allen für ihr großes Engagement seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020. Die großen Herausforderungen seien gut bewältigt worden. Von Schmitts Vortrag erhoffte sie sich „Anregungen für unseren Auftrag und Stärkung in der großen Verantwortung in unseren Einrichtungen.“
Katrin Tönshoff, Geschäftsführerin der St. Dominikus-Stiftung Speyer, warb für die Beteiligung an einem Videoprojekt der Stiftung, das den dominikanischen Charakter der Stiftungs-Einrichtungen nach innen wie außen sichtbar machen soll.
Wie bewältigen Menschen Krisen?
Wie bewältigen wir Krisen? Wieso wachsen wir durch diese Erfahrung? Und können wir uns auch ohne Krisen persönlich weiterentwickeln? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Führungskräfte der St. Dominikus-Stiftung Speyer bei ihrem Treffen am 18. November, das erstmals pandemiebedingt online durchgeführt wurde. Diplom-Psychologe Markus Schmitt gab den Führungskräften Impulse für den Umgang mit Krisen im Allgemeinen wie der Corona-Krise im Besonderen.
In seinem Vortrag benannte Markus Schmitt zunächst zwei Wege, wie Menschen Herausforderungen und Krisen bewältigen: Da ist zum einen der Weg der Resilienz, der psychischen Widerstandskraft – der Mensch ist wie ein gut verwurzelter Baum, der sich ein wenig im Wind neigt. Zum anderen gibt es Menschen, die „hinfort gerissen werden vom Wind, die vielleicht ihre Wurzeln verlieren, die die Krise durch sich durchdringen lassen“. Diese Menschen versuchen die Botschaft zu verstehen, die in der Entwurzelung steckt, und wachsen mit der Herausforderung, die in der Krise steckt.
Eine besondere Bedeutung bei der Bewältigung von Krisen habe dabei die soziale Unterstützung, betonte er. „Das Abgründige des Lebens macht weniger mit unserer Gesundheit und unserem seelischen Leben als das, was die Gemeinschaft damit macht“. Neben der Solidarität sei auch der subjektive Grad an Ohnmacht und Hilflosigkeit entscheidend dafür, ob es posttraumatische Symptome gebe.
Fünf Gründe für posttraumatisches Wachstum
Warum führen Menschen auch nach Krisen ein glückliches und erfülltes Leben? Und warum sind sie oft glücklicher als Menschen, die keine Traumata zu bewältigen hatten? Anhand der Geschichte einer Tänzerin, die beide Beine verlor und später mit ihren Prothesen noch besser tanzen konnte als vorher, beantwortete der Psychologe diese Frage mit fünf Schritten zum posttraumatischen Wachstum. Diese gehen auf Forschungen vom R. Tedeschi und L. Calhoun zurück:
- Die Betroffenen vertiefen durch eine Krise ihre zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Sie erkennen neue Möglichkeiten und Chancen in ihrem Leben.
- Sie finden zu neuer, innerer Stärke.
- Ihre Sicht auf die Welt wird tiefer, reflektierter und mitunter spiritueller.
- Sie werden bewusster und dankbarer für das Gute im Leben.
Für Traumatisierte sei es hoffnungsvoll zu merken, dass sie ein erfülltes Leben haben könnten, betonte Schmitt.
Aber, und das war ein positiv stimmendes Element in seinem Vortrag, es ist auch möglich, innerlich zu wachsen, ohne eine Krise durchleben zu müssen. „Eine mögliche Antwort ist die Achtsamkeit. Wenn wir im Alltag so achtsam sein können und die fünf Punkte von Tedeschi und Calhoun lebendig werden lassen können, würden wir das erlernen, was Traumatisierte erlernen, ohne eine Krise zu erleben“, erläuterte er. In der anschließenden Diskussion gab der Psychologe den Führungskräften noch Tipps zur Bewältigung der aktuellen Corona-Krise mit auf den Weg.
Die Situation in den Einrichtungen der Stiftung
Der Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH, Marcus Wiechmann, und Dr. Armin Altmeyer, Geschäftsführer der Gemeinnützige St. Dominikus Schulen GmbH, gaben abschließend Einblicke in Situation ihrer Einrichtungen während der Pandemie. Im Krankenhaus sei die Intensivstation „das Nadelöhr“, berichtete Wiechmann. „Keiner klatscht mehr, im Gegenteil, die Aggression von Patienten und Besuchern ist gestiegen“.
Beide Geschäftsführer berichteten, dass die ständig wechselnden Maßnahmen und Vorschriften den Arbeitsalltag belasten. Und Armin Altmeyer räumte ein, dass die meisten Schulen generell auf den Digitalunterricht während des Lockdowns zunächst nicht vorbereitet gewesen wären, was sich aber heute anders darstelle. „Die Schulen freuen sich, neben den digitalen Fortschritten wieder in Präsenz unterrichten zu können.“
Die Führungskräfte zeigten sich am Ende des Treffens sehr zufrieden mit der ersten Online-Veranstaltung– konnten sie doch von Markus Schmitt wertvolle Tipps für den Berufsalltag mitnehmen und gleichzeitig durch die Berichte der Geschäftsführer Einblicke in die Situation der einzelnen Einrichtungen bekommen.