Führungskräftetreffen – ganz im Zeichen des 20-jährigen Bestehens der St. Dominikus Stiftung Speyer

In diesem Jahr stand das 11. Führungskräftetreffen ganz im Zeichen des 20-jährigen Bestehens der St. Dominikus Stiftung Speyer. Aus gegeben Anlass waren deshalb neben den Führungskräften aus allen 12 Einrichtungen auch die Gremienmitglieder von Stiftung und Gesellschaften zum Treffen gekommen. Schwester Gertrud Dahl OP, Vorstandsvorsitzende der St. Dominikus Stiftung, Speyer begrüßte freudig die weit über 70 angereisten Gäste im großen Saal des Instituts St. Dominikus Speyer. Es sei ihr ein persönliches Anliegen gewesen, zu diesem besonderen Tag den Personenkreis, der eng mit der St. Dominikus Stiftung verbunden ist, gegenüber dem sonst üblich jährlichen Führungskräftetreffen zu erweitern. Vor 20 Jahren die Stiftung zu gründen sei richtig gewesen, dies wisse man heute besser als vor 20 Jahren.

Moderiert wurde die Veranstaltung erneut von Birgit Meid-Kappner vom ZEFOG im Heinrich Pesch Haus Ludwigshafen, welches die Stiftung bereits in der Vorbereitung und Durchführung des Treffens in bewährter Form unterstützte.

Den Grundstein zur Veranstaltung legte der erste Referent, Pater Laurentius Höhn OP, aus Berlin stammender dominikanischer Novizenmeister. In seinem Impulsvortrag beleuchtete er die Geschichte des Dominikanerordens und den damit eng verbundenen Werten des Ordens. Vom Herunterbeten von Zahlen, Daten und Fakten konnte bei Pater Laurentius keine Rede sein – seinen Vortrag gestaltete er vielmehr unterhaltsam und humorvoll und setzte dabei die berühmte „Berliner Schnauze“ gezielt und pointiert ein. Von Gott, der für den Heiligen Dominikus die große Wirklichkeit seines Lebens war, und somit dann Berufung und Beruf zusammenkamen, war das Modell des Anfangs vor 800 Jahren und bleibt bis heute das vorbildliche Modell. So spannte Pater Laurentius den Bogen über die Jahrhunderte bis zu den Dominikanerinnen in Pakistan und im Irak, die in der Verfolgung der Religion lebten oder leben und dennoch bei den ihnen anvertrauten Menschen ausharren. Seinen Vortrag beendete Pater Laurentius mit der Frage: Sind wir uns der Tatsache genug bewusst, dass Religion als positive Kraft immer auch eine politische Relevanz haben muss – und zwar einer Politik im Sinne der Korrektur von fehlentwickelter Politik der Mächtigen?

 

Im Anschluss widmete sich Referent Klaus Haarlammert der Gründungsidee und der Entstehung des Institut St. Dominikus Speyer: „20 Jahre St. Dominikus Stiftung Speyer– schon 1852 wurde der Grundstein gelegt“. „Am 1. Juni 1852 gründete der damalige Bischof von Speyer, Nikolaus von Weis, die Gemeinschaft der „Armen Schulschwestern“, aus der 1972 das Institut St. Dominikus hervorging. Die St. Dominikus Stiftung wurde 2003 gegründet, damit das Werk der Schwestern erhalten bleibt und für die Zukunft aufgestellt ist“. So begann Klaus Haarlammert seinen Vortrag und lies in der Folge den Weg des Instituts St. Dominikus bis zur Gründung der Stiftung Revue passieren. „1893 wurden die „Armen Schulschwestern“ in den Dominikaner-Orden eingegliedert, 1910 bekamen Sie ihr eigenes Mutterhaus und 1972 wurden Sie zum Institut St. Dominikus. Die Schwestern waren in Volksschulen und Kindergärten tätig, in der Pflege von Kranken und Säuglingen, der Armenfürsorge, der Familienhilfe und in anderen Bereichen wie zum Beispiel den „Schulen“. Später kamen weitere Aufgaben hinzu. Die Schwestern gründeten eigene Schulen und Krankenhäuser, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, zuletzt ein Hospiz. Das hat die St. Dominikus Stiftung mit allen anderen Aspekten der Gründungsidee vor zwanzig Jahren geerbt. So kann das Leitwort „Unser Engagement – der Mensch“ durchaus erweitert werden: „Unser Engagement – der Mensch – um Gottes willen“.

 

Die Schwestern des Instituts waren es dann auch, die die St. Dominikus Stiftung Speyer vor 20 Jahren ins Leben riefen. Grund dafür war das Ausbleiben von Neuzugängen in die Ordensgemeinschaft und den Einrichtungen, aus denen die Schwestern altersbedingt ausscheiden mussten. Hier sahen die Schwestern die Notwendigkeit, die Zukunft der ordenseigenen Einrichtungen zu sichern. Die Vorstandsvorsitzende Schwester Gertrud Dahl: „Die Entscheidung, unsere ehemaligen Ordenseinrichtungen in die Trägerstruktur – Gemeinnützige St. Dominikus Schulen GmbH und die St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH unter dem Dach der St. Dominikus Stiftung Speyer – zu übergeben, war für uns Schwestern damals keine einfache Entscheidung, doch heute, nach 20 Jahren, wissen wir: Sie war richtig. Wir vertrauen darauf, dass die St. Dominikus Stiftung Speyer und ihre Mitarbeitenden gemäß unserem Leitbild „UNSER ENGAGEMENT – DER MENSCH“ unsere Einrichtungen für alle, die die Dienste unserer Einrichtungen in Anspruch nehmen, in eine gute Zukunft führen werden“.

Welche Entwicklung die St. Dominikus Stiftung in den letzten 20 Jahren genommen hat, konnten sich die über 70 Gäste der Veranstaltung dann auch in einem eigens produzierten Film anschauen. In Kürze wird dieser auch über die Homepage der Stiftung unter  https://st-dominikus-stiftung.de/ für Interessierte abrufbar sein.

Darauf folgten aktuelle Einblicke in Handlungsfelder der Einrichtungen. Für das Hospiz Elias stellte der Leiter Rolf Kieninger die Leitlinien zur klaren Abgrenzung gegen jegliche aktive Beteiligung am assistierten Suizid vor. „Das Hospiz Elias tut nichts dafür, die Durchführung des assistierten Suizids zu fördern. Die Außenwirkung bei assistiertem Suizid im Hospiz Elias muss bedacht werden, selbst wenn dieser nicht aktiv unterstützt, sondern nur geduldet wird. Es wird demnach auch nicht aktiv auf entsprechende Beratungsangebote von Sterbehilfevereinen hingewiesen. Die Verantwortung, Informationen über den assistierten Suizid einzuholen, liegt alleine bei den Patientinnen, Patienten und dessen Zugehörigen“.

Birgit Kiefer für die Klinikseelsorge St. Marienkrankenhaus. „Als Klinikseelsorgerin verstehe ich mein Engagement für den einzelnen Menschen – gut, modern, dominikanisch als Dienst an Christus, der mir im Antlitz der Kranken begegnet. Gleichzeitig ist es mir ganz wichtig, dass ich nicht die bin, die schon weiß, was den anderen guttut, und ihnen das bringe oder aufdrücke. Nein, ich würdige – wie Dominikus von Anfang an – zunächst die Menschen, ihr Dasein und Sosein, ihre Biografie und alles, was sie ausmacht. Und dann entdecken wir in unserer Begegnung gemeinsam Wege: Wege etwas zu bewältigen, eigene Ressourcen, ja manchmal auch die Spuren eines fern geglaubten Gottes, der schon längst da ist und mitgeht…“

Der Leiter des Kinder- und Jugenddorfs, Michael Eberhard. „Das gemeinsame Leitbild der Jugendhilfe-Einrichtungen wurde von den Gründerinnen der Einrichtung, den Dominikanerinnen des Instituts St. Dominikus und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen erarbeitet. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes wollen wir eine wertorientierte Pädagogik verwirklichen und mit gezielter Unterstützung und Begleitung jungen Menschen in erschwerten Lebenslagen Sicherheit, ein Zuhause und sinnvolle Lebensperspektiven eröffnen. Für viele mag das selbstverständlich klingen, das ist es aber beileibe nicht. Kürzlich war ich in einem Land, wo man mit all diesen Dingen wie Sicherheit oder Hilfe so gar nichts zu tun hat. Es sei denn, man legt viel Geld auf den Tisch. Wenn man dann zurückkommt, weiß man erst, was die Achtung der Würde des Menschen als Grundlage für die Erziehungsarbeit der uns anvertrauten jungen Menschen und darüber hinaus wert ist. Wir sind stolz auf unsere qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Weiterentwicklung wir durch Schulungen und Kurse permanent weiter fördern. Im Moment befinden wir uns auch in einer aktuellen Neubauphase, um unser Engagement für Kinder und Jugendliche weiter auszubauen. Im Mittelpunkt unseres Auftrages stehen Kinder und Jugendliche, die aufgrund destabilisierender und traumatisierender Vorerfahrungen alle nach Orientierung, Normalität und Stabilität sowie Verlässlichkeit verlangen. Dies zu garantieren, sehen wir als unsere moralische und fachliche Verpflichtung

Für die Schulseelsorge des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums, Katharina Ritter-Schardt. Seit der Gründung der St. Dominikus Stiftung Speyer vor 20 Jahren hat sich besonders die Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen verändert, was sich in der Nutzung digitaler Angebote zeigt. Umso erstaunlicher ist es, dass das, was bei Gründung der Stiftung im Leitbild der Einrichtungen der St. Dominikus Schulen GmbH festgehalten wurde, heute besser denn je passt. Der Mehrwert, den christliche Schulen bieten, ist ausgehend vom christlichen Menschenbild die Grundhaltung: Du bist wertvoll vor aller Leistung und Du hast einen Auftrag in der Welt. Dies erscheint mir gerade im Bereich der Bildung – auf Grund vieler Seelsorgegespräche – immer wichtiger zu werden. Es muss aber – besonders in der Zeit von Sparprozessen – darüber hinaus auch gefragt werden: Braucht es dominikanische Werte in der Schule? Das Besondere der dominikanischen Spiritualität ist ihre Weite, was sich in den sehr unterschiedlichen Angeboten der Schulseelsorge an allen Schulen der St. Dominikus Schulen GmbH widerspiegelt. Genau wegen dieser Weite ist es hilfreich, dass vor 20 Jahren die dominikanischen Werte in den Fokus gerückt wurden, an denen sich die Einrichtungen der St. Dominikus Stiftung besonders orientieren.

Besonders waren die Einblicke von Schwester Edgitha Georges OP zu Ihrem Engagement in Ghana. Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe arbeitete als Dominikanerin über 40 Jahre in Battor Ghana. „Unser Anspruch damals war, in diesem Land die medizinische Versorgung zu verbessern. Zu Anfang gab es dort aber nichts, kein Wasser, kein elektrischer Strom, von Hygiene erst gar nicht zu reden. Die Wucht der zwei Welten und Kulturen, die auf uns Schwestern einschlug, war so groß und überraschend, dass es Vielen die Tränen in die Augen trieb. Pionierarbeit im westafrikanischen Ghana war zunächst angesagt. Neben der Herstellung einer Grundversorgung war es sehr wichtig und das war gar nicht so einfach, das Vertrauen der Menschen vor Ort zu gewinnen. Neben den medizinischen Maßnahmen haben wir uns auch früh mit sozialen Themen wie Aids in der Region beschäftigt. Für Frauen, die sich aus der Not heraus prostituieren mussten, haben wir Wege zur Berufsausbildung und Erwerbsfähigkeit aufgebaut. Erst in den 1990 Jahren konnte die Hygiene überhaupt dank Misereor wirklich signifikant verbessert werden. Um das stetig wachsende Krankenhaus mit der Versorgung mit gesundheitlichem einwandfreiem Wasser und Strom aus den Generatoren am Laufen zu halten, musste ich gelegentlich selbst zum Schraubenschlüssel greifen, um das Problem zu lösen. Fast alles, was wir damals angepackt haben, läuft mittlerweile gut. Das Krankenhaus trage sich im Alltag durch die geleisteten Behandlungen und deren Bezahlung. Aus kleinen Anfängen ist eine Klinik mit allen Fachabteilungen entstanden. Mittlerweile haben die Einheimischen die Leitung und den Betrieb übernommen. Darauf und diese Entwicklung bin ich sehr stolz, dennoch wird es auch in der Zukunft sehr wichtig sein, die Klinik und die Menschen weiter in allen Belangen zu unterstützen“, so der letzte Appell von Schwester Edgitha Georges zum Ende Ihres Vortags.

Katrin Tönshoff-Wilkes, Geschäftsführerin der St. Dominikus Stiftung, dankte den von den Ausführungen sichtlich berührten Gästen für ihr Kommen. Die St. Dominikus Stiftung Speyer stehe im Wort, das Erbe der Schwestern in deren Sinne weiterzuführen und für die Zukunft weiterzuentwickeln.

Umrahmt wurde die Jubiläumsveranstaltung vom Chor der 7. Klassen sowie der Big Band des Nikolaus-von-Weis- Gymnasiums. Für diesen besonderen Hörgenuss bedankt sich die St. Dominikus Stiftung bei allen Schülerinnen und Schülern sowie den Verantwortlichen Anne Wetzel, stellvertretende Schulleiterin, Sabine Diven, Chorleiterin sowie Thomas Denzinger, dem Leiter der Big Band, für die unterhaltsame und erfolgreiche Mitgestaltung des 11. Führungskräftretreffens.

Mit vielen Einblicken, neuen Erfahrungen, einem dem Anlass entsprechenden großen Gruppenfoto und bei Kaffee und Kuchen fand die Veranstaltung mit einem positiven, in die Zukunft gerichteten Blick ihren Abschluss.