„So wie Sie, tut das niemand sonst“
„Wir Ordensfrauen haben den Ruf gespürt, unser Leben in den Dienst Gottes zu stellen, der auch ein Dienst für und an den Menschen ist.“ Mit einem sehr persönlichen Statement eröffnete Schwester Getrud Dahl, Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der St. Dominikus Stiftung Speyer, das siebte Treffen der Führungskräfte der St. Dominikus Familie. Ihr gehören neben der Stiftung die Gemeinnützige St. Dominikus Schulen GmbH sowie die St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH an.
Das Führungskräftetreffen wird seit 2011 vom ZEFOG (Zentrum für Ethik, Führung und Organisationsentwicklung im Gesundheitswesen) im Heinrich Pesch Haus organisiert. „Berufung“ habe sich von Beginn an durch das Wirken der Schwestern vom Institut St. Dominikus gezogen, erläuterte Sr. Gertrud. Die Aufgaben haben sich nach und nach erweitert, „immer auf die Bitte einer Gemeinde oder einer Pfarrei hin“, betonte die Ordensfrau – und ständig in der Überzeugung, dass es eine Notlage in der Bevölkerung gibt, auf die eine Antwort gefunden werden müsse. Dieser Auftrag wurde in den vergangenen Jahren – durch das Ausscheiden der Ordensschwestern – an die Einrichtungen und deren Führungskräfte weitergegeben. Heute stehe die St. Dominikus Stiftung Speyer fest in der Tradition der Ordensgemeinschaft, und Sr. Gertrud hofft: „Unser Wirken hat sich gelohnt, es war gut, dass wir hier sind und hier waren.“
Birgit Meid-Kappner, Leiterin des ZEFOG, ist überzeugt, dass auch in Zukunft die Themen für die Führungskräftetreffen nicht ausgehen werden. Auf breite Zustimmung stieß in diesem Jahr das Thema „Beruf und Berufung“ – ausgearbeitet durch einen Impulsvortrag von Prof. Eduard Zwierlein sowie einen anschließenden Austausch, der dank der Methode „World Café“ sehr persönlich und intensiv geführt wurde.
„Einen Blumenstrauß an Impulsen und Inspirationen“ versprach der Referent zu Beginn – und es wurde tatsächlich ein zugleich inspirierender wie kurzweiliger Vortrag. Zwierlein sprach unter anderem von drei Komponenten von Berufung: die Was-Berufung, in der es um die Fähigkeiten geht, die jeder Einzelne in seine Tätigkeit einbringen kann; die Wie-Berufung, die er sehr motivierend so beschrieb: „So wie Sie es tun, tut es niemand Anderes – mit Ihrer Art und Weise, Ihrer Wärme, Ihrem Lächeln und Witz und viel mehr“; und schließlich sei da noch die Wer-Berufung mit der Zusage: Jeder Mensch ist einzigartig und ein Unikat. Aus diesen Komponenten von Berufung sei nun jeder Einzelne gefordert, seine „Einzigartigkeit“ zu entdecken.
Um eine persönliche Veränderung zu wagen, regte Zwierlein vier „Prüfungsschritte“ an: zunächst auf der Ebene des Verstandes, danach im Dialog mit Freunden und Kollegen, in einem nächsten Schritt in einem Dialog mit der eigenen Intuition – „Wovon wir viel zu wenig Gebrauch machen“ – und schließlich im Dialog mit Gott in der Überzeugung: „Er meint es immer gut mit uns.“
Mut machten auch seine Ausführungen darüber, wie man erkennen könne, dass man seiner eigenen Berufung sehr nahe gekommen sei: „Es macht Freude, es ist stimmig, und ich fühle mich lebendig“. Aber auch gute Entscheidungen, die sich gut anfühlen, können Schwierigkeiten mit sich bringen, warnte Zwierlein. „Es gibt auch schwere Zeiten“, räumte er ein, und: „Wir müssen durch eine Wüste, um zur Oase zu kommen“. Diese bildhafte Sprache und auch Bilder, mit denen er seine Ausführungen verdeutlichte, machten den Vortrag des Referenten, der Philosophie, Psychologie und Theologie studiert hat, anschaulich und lebendig.
Lebhaft war auch der anschließende Austausch der Teilnehmenden an verschiedenen Tischen. Hier wurden die Komponenten der Berufung noch einmal in wechselnden Kleingruppen diskutiert. Fragen waren nun: Können wir im Hinblick auf die „Was-Berufung“ unter veränderten Bedingungen weitermachen wie bisher? Wie können wir das weitermachen – wie sieht es mit der eigenen Motivation aus? Und schließlich im Hinblick auf die Wer-Berufung: Passt das noch zu mir, bin ich das noch, der / die diese Aufgabe ausführt? Diese „fröhliche und kreative Methode“, wie Zwierlein sie charakterisierte, kam bei den Führungskräften aus den verschiedenen Einrichtungen sehr gut an.